Eine flexible Laufbahn für Motivierte
Das Programm G+ ermöglicht es, die Matur ein Jahr früher abzuschliessen
Das Programm G+ am FG Basel bietet motivierten Schüler*innen einen Weg, wie sie mit einem überschaubaren Zusatzaufwand ein Jahr früher zur Matur kommen können. Es bereitet – neben anderen Optionen – auf das Überspringen des 11. Schuljahrs (G5) vor: Es handelt sich in dem Fall also um eine Verkürzung der Gymnasialzeit, wie sie auch in anderen Kantonen im Langzeitgymnasium angeboten wird.
Das Programm G+ geht bereits ins zweite Jahr und erfreut sich mit 14 Teilnehmer*innen grosser Beliebtheit. Thomas Bretscher, Schulleiter der betreffenden Stufe, der einen Teil des Programms unterrichtet und es leitet, gibt einen Einblick.
Thomas Bretscher
Konrektor, Pädagogischer Leiter Sekundarstufe I + II
Herr Bretscher, welche Erfahrungen haben Sie im letzten Schuljahr mit G+ gemacht?
Das Pilotjahr ist sehr erfolgreich verlaufen. Vor dem Start waren wir unsicher, ob die Koordination und die Absprachen beim Stundenplan und bei Prüfungen herausfordernd werden würden. Diese Befürchtung hat sich als unbegründet erwiesen. Das liegt einerseits an den kurzen Wegen im FG, man ist miteinander im Gespräch. Und andererseits bringen die Teilnehmer*innen ein hohes Mass an Selbständigkeit und Motivation mit. Man kann sich auf Absprachen verlassen.
Auch mit den Lernerfolgen und Prüfungsergebnissen sind wir zufrieden. Um unseren Science-Lehrer Bruno Schull zu zitieren: «Man merkt ihnen an, dass sie ein Jahr jünger und damit unreifer sind als ihre älteren ’Kamerad*innen’. Aber bezüglich der Leistungen konnten sie sehr gut mithalten!»
Unsere Teilnehmer*innen beweisen auch ihre rasche Auffassungsgabe und Motivation, indem sie viel scheinbar nebenher aufgreifen und sich aneignen. Sie wachsen förmlich an der Herausforderung, die sie ausdrücklich gesucht haben.
Welche Pläne haben die Teilnehmer?
Das G+ eröffnet einem verschiedene mögliche Szenarien: Von den sieben Teilnehmer*innen in der G4 möchte die Mehrheit die G5 überspringen. Bei den anderen läuft es darauf hinaus, dass sie einige Fächer frühzeitig abschliessen möchten, um dann in der G6/G7 mittels Schüler*innenstudium an der Uni Basel Kurse zu belegen. Dieses Programm wird in Kooperation mit der Universität Basel angeboten. Es stellt in meinen Augen eine ausgezeichnete Option dar für leistungsstarke Schüler*innen, die viel Motivation für ein bestimmtes Fach mitbringen und Lust haben auf mehr. Es passt bestens zu unserem Schulangebot und zur Ausrichtung unseres Gymnasiums.
Die Teilnahme am Schüler*innenstudium der Uni ist kostenlos und auch ohne G+ möglich, und es wird auch schon seit ein paar Jahren erfolgreich praktiziert. Für G+-Schüler, die nicht überspringen, ist es aber eine passgenaue Fortführung ihres «Sonderkurses» und bietet sehr viele Wahlmöglichkeiten.
Wir unterstützen diese Zusatzmöglichkeiten sehr, weil das Gymnasium in der Schweiz deutlich länger dauert als vergleichbare Abschlüsse im Ausland. Wahlmöglichkeiten sind der Motivation förderlich, und das können wir unseren Schüler*innen als agile Schule mit kurzen Wegen bieten!
Wann und wie wird entschieden, ob jemand eine Klasse überspringt?
Im Januar setzen wir uns im Team G+ zusammen und formulieren aufgrund der erbrachten Leistungen und der gezeigten Arbeitshaltung eine Empfehlung zuhanden der Klassenlehrperson. Diese bespricht dies dann gemeinsam mit Eltern und Schüler*innen im Lernberichtsgespräch. Dort wird entschieden.
Das Team G+ sind Annamaria Ledda (Mathematik), Bruno Schull (Science) und ich (Sprachen, Geschichte).
Das Programm Gymnasium G+ funktioniert
folgendermassen:
Besuch des Unterrichts und Prüfungen in
G3 und G4 mit deiner Klasse, aber einzelne Fächer mit der Klasse „darüber“: Schwerpunktfach, Chemie, PhysikG+ Förderstunden in der Kleingruppe,
gezielte Projekte und Inputs aus verschiedenen FächernZur Entlastung werden verschiedene
Aufgaben und Projekte der G3/G4 erlassen
Wie sieht’s aus mit dem Nachwuchs?
In diesem Jahr haben sich erneut sieben Jugendliche aus der G3ab angemeldet. Sie zeigen sich wissbegierig und motiviert. Darüber hinaus wurde ja nun in der Primar in der 5. und 6. Klasse Fokuskurse in Deutsch, Mathematik und Science eingeführt.
Diese Kurse kommen insbesondere talentierten Schüler*innen zugute, und im Niveau P wäre ab dem dritten Jahr wiederum das G+ die logische Fortführung. So haben wir ein klares Profil von der Primar bis zur Matur, das leistungsstarken und motivierten Schüler*innen ein reichhaltiges Programm bietet.
Wir möchten bewusst Eltern ansprechen, welche ihr Kind schon frühzeitig ans FG bringen, weil sie sich davon eine gehaltvolle Ausbildung erhoffen, die in eine Matur mit Anspruch mündet.
Bei den beiden G4-Klassen kann man sehr gut beobachten, dass dieser Plan aufgeht: Die Schülerinnen und Schüler, die schon in der Primar am FG waren oder auf die G1 hin eingetreten sind, weisen im Durchschnitt ein hohes bis sehr hohes Leistungsniveau auf.
Wie passt dieses Angebot in die Bildungslandschaft?
Ein verkürztes «Langzeitgymnasium», wie wir es mittels G+ anbieten, kennt man in anderen Kantonen wie Zürich und Bern, nicht aber im Bildungsraum Nordwestschweiz. Das heisst, es ist eine sehr sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Angebot und für uns ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist nicht gedacht als ein exotisches Angebot für Höchstbegabte, sondern als machbares Programm für leistungsstarke, motivierte Schülerinnen und Schüler, die im Idealfall schon in der Primar ans FG gehen, sicher aber ab der G1.